„“Die evangelische Kirche lenkt ein
von Frank Sacco Pfingstmontag 2020

       Suizid beim Sacco-Syndrom

Ein sogenannter moderner Nazi ist heute nicht der übliche „Mitläufer“, sondern  jemand, der die Menschenrechte mit Füßen tritt, schlimmstenfalls also folternd tätig wird und damit die Würde des Menschen zerstört, also den „Inbegriff des Bösen“ darstellt, so die jüdische Philosophin Susan Neiman. Nazis „soll“ man auch als solche bezeichnen, rät Joschka Fischer. Ja, der gute Deutsche „muss“ es tun. Es ist nach Kanzlerin Merkel unsere spezifische, also deutsche  Verantwortung  nach Auschwitz. Recht hat sie. Wenn nicht wir, wer denn?

Der vor 3000 Jahren ausgedachte Gott der jüdischen und christlichen Gotteshäuser fällt nun leider  als Täter der sog. Sintflut unter diese neue Begrifflichkeit. Darüber kann man glücklich oder unglücklich sein. Ich finde es unerträglich. Es braucht nach dem  Benediktinermönch Dufner ein neues Gottesbild. Das geht nur an der Bibel vorbei, dem nach Friedrich dem Großen „orientalischen Märchenbuch“.  Der heutige Christengott soll bei seiner Sintflut kein einziges Baby nicht grauenvoll ertränkt haben.  Somit war und ist er kein Christ. Auch Babys seien ja „irgendwo Sünder“, meinte dazu eine junge Pastorin zu mir, die sich damit verzweifelt  schützend vor ihren „Gott“ stellt.  Auch foltert der 3000 Jahre alte EKD-Gott in seiner Hölle mit Feuer  – und zwar ewig (1). Er foltere speziell  jene, von denen er glaubt, es seien Sünder. Das sind nach einer Attestierung Papst Benedikts im Jahr 2000 besonders diejenigen, die „während des Lebens nicht an die Hölle glaubten“ (2). Die Dogmen Sintflut und Hölle, der nach Helmut Schmidt „menschgemachten“ Bibel entnommen, machen die Botschaft von der Liebe Gottes vollständig unglaubwürdig. Das ist zu ändern.

Die EKD signalisiert auf Anfrage ihr Einvernehmen. Man hat sich wohl die Worte des Mahners Helmut Schmidt, die Bibel kenne keine Menschenrechte, zu Herzen genommen (5). Die Kirchenleitungen (EKD, Vatikan) haben nun zwei Möglichkeiten. Einmal können sie an diesem Kinder krankmachenden Gottesbild festhalten. Das kann einen Mitgliederschwund nach sich ziehen.

Zum anderen haben die Amtskirchen  die Gelegenheit, von ihrer bisherigen Interpretation der Sintflutstory und dem Dogma Folterhölle Abschied zu nehmen.  Man muss dort bekennen, dass man Fehler gemacht hat. Bischof N. Schneider, EKD, gibt es schon jetzt zu: Angst machen  sei das „Geschäft“ der Kirchen (4). Dass die Amtskirchen mit ihrem Gott Kinder über ungeheure, tief existenzielle Ängste, wie es heißt,  krank machen, ist inzwischen, wozu die etablierte Psychiatrie allerdings eisern schweigt, über Statements und Untersuchungen durch Bischöfin Margot Käßmann bewiesen (3). Doch wie die Entscheidung auch ausfallen mag, die Kosten der so produzierten Erkrankungen (Behandlung, Arbeitsausfälle, Unterbringung, Rentenzahlungen)  sind nach dem Verursacherprinzip von den betreffenden Kirchen zu begleichen. Geld genug ist vorhanden. Ja man ist im Besitz eigener psychiatrischer Kliniken. Hält man indes am Bibel-Gott fest, werden diese Kosten ins Immense steigen – und das bei einem erheblichen Mitgliederschwund. Doch auch das ist finanziell zu schaffen. Es wird trotz allem noch genug Angstgeld fließen. Die Angst vor einem angeblich folternden Feuergott ist eben immens, wenn auch flächendeckend verdrängt. Mit der Angst vor dessen ewigen Strafen  kann letztlich kein Kind ohne Verdrängung leben – und fröhlich sein.

(1)      Papst Benedikt  bestätigt im Jahr 2000 über eine Heiligsprechung den tatsächlichen Höllenbesuch einer gewissen Faustine.  In:  „Offenbarungen  Jesu an Schwester Faustine“
(2)      Bischof Schneider in: Der Spiegel  43/2014
(3)      Margot Käßmann über Fragen und Sorgen von ca. 10000  Kindern in: „Wie ist es so im Himmel“
(4)      Bischof N. Schneider in: „Von Erdenherzen und Himmelsschätzen“, S. 54
(5)      Helmut Schmidt in seinem Buch: „Religion in der Verantwortung“, im Kapitel: „Der Christ in der politischen Verantwortung“