Das Kernproblem des christlichen Glaubens von Frank Sacco
Das Kernproblem des Glaubens ist nach Rudolf Affemann (Arzt und Theologe) und nach der Diplomarbeit Rainer Kleins die kirchliche Erfindung eines Gewaltgottes im Mittelalter. Damit führt auch dieser Glaube in eine sogenannte pathogene Religiosität. Er bewirkt unterschiedliche Krankheiten und / oder Verhaltensauffälligkeiten. Die ersten Vorstellungen einer Hölle reichen in der Mythologie sehr weit zurück.
Nach den Analytikern Affemann und C. G. Jung steht bei JEDEM gläubig Gemachten der gefürchtete Gott mit seinem unberechenbaren Zorn im Vordergrund – zumindest in dessen Unbewussten. Da dieser Gott als der Täter der Sintflut und Leiter des KZ´s ewige Hölle nicht auszuhalten ist, kann letztlich auf der Ebene des Bewusstseins durch Abspaltung seiner Despoten-qualitäten „die Liebe Gottes ganz im Vordergrund“ stehen, so Klein. Durch seine Verehrung und durch Furcht vor ihm gewinne „der Gläubige das Gefühl,… beschützt, ja väterlich geliebt zu werden“. So will er sich die „Gnade“ Gottes sichern. Nur durch eine Selbstaufgabe kann das gelingen. Die Wünsche des Ichs werden zugunsten der Gebote des Gottes aufgegeben. Das Über-Ich sei nach Klein „permanent mit der Vernichtung von Es und Ich beschäftigt“. Im Extremfall stirbt letztlich das Ich. Äußerste Sanftmut kann sich einstellen, jede Aggressivität, ja jedes „Nein“ zum Nächsten gilt der Person als höllenwürdige Sünde. Psychiatriepatienten können schlecht oder überhaupt nicht „nein“ sagen.
Mit dem Vorhaben der Besänftigung dieses „Gottes“ kann es zur Identifikation sogar mit dem „leidenden Christus“ kommen, eigentlich auch eine Forderung des Bibel – Jesus. Das Resultat ist ein religiös bedingter Masochismus. Folgsam geht man den Leidesweg Christi auf vielfältige Weise nach. Dies ist oft die Erklärung für die Form eines Sacco-Syndroms, die man früher die „endogene Depression“ nannte. Sie ist bei Affen unbekannt, so die Auskunft des Max-Planck-Instituts Leipzig. Affen dürfen ja nicht mit in eine Kirche. Jede nachhaltige Besserung dieser schweren Erkrankung darf der Patient nicht tolerieren. Er „muss“ sich ja schlecht fühlen, um seine religiösen Ängste abzumildern. So kommt es nach Besserungen zu Rückfällen. Man spricht von einer Drehtürpsychiatrie. Freiheit (auch auf der sexuellen Ebene), psychische Gesundheit und Selbstverantwortlichkeit muss der religiös Gemachte als Risiko deuten und aufgeben. Sünde und Sexualität konnten so „zu Synonymen werden“.
Klein: Analytiker dieser Situation geraten in der sich sogleich bedroht fühlenden Gesellschaft ins Abseits und werden kollektiv abgewehrt. Wenn der Gläubige einen Angriff auf seine Kirche, seine Religion oder seinen Gott nicht irgendwie aktiv abzuwehren versucht, kann das Kartenhaus des Wahns, der „persönliche“ Gott könne ausreichend beschwichtigt sein, zusammenbrechen und der „Realität“ in Form des möglicherweise ungebrochenen Zornes des Gottes Platz machen. Neben den Kirchenleuten (Kleriker, Religionslehrer) leben zwei Gruppen der Gesellschaft die Zerschneidung („Dichotomie“) ihres Selbst oft in Extenso. Einmal unsere Schizophrenen, die bei jeglichem, speziell sexuellem Kontakt um ihr Seelenheil fürchten müssen, und zum anderen unsere etablierte Psychiatrie. Die reine Lehre von der Hölle könne nicht krank machen, nur deren wirkliches Erleben, so Prof. D. (Berlin) als Leiter einer großen kirchlichen Psychiatrie. Das ist echter Wahn. Patienten mit religiösen „Problemen“ müsse man zum Kleriker, also zu den Verursachern des Sacco-Syndroms überweisen, so die unfassbare Äußerung der stellvertretenden Leiterin des Referats Religiosität in der DGPPN, Dr. S. „Wenn ein Psychiater Ihre Sachen liest, wird er verrückt“, so Hannovers Spitzenpsychiater zu mir. Er könne nichts von mir lesen. Warum nicht? Die Lektüre konfrontiert Psychiater mit einer unbewusst vorhandenen Gottangst.
Literatur: Dr. Dr. Rudolf Affemann: Psychologie und Bibel, Klett
Rainer Klein: „Die Dichotomie des religiösen Subjektes…“, (Diplomarbeit)