Bernd Vogt: Missbraucht im Namen des Herrn
Der Autor, ein Facebook-Freund, schrieb mit diesem Buch seine Geschichte auf. Es ist die Geschichte einer „gestohlenen Kindheit“ in einer evangelischen Freikirche. Was gestohlen wurde, ist die psychische, vom Gesetz her geschützte kindliche Unversehrtheit. Ja schlimmer: Nahezu jede kindliche Freude wurde dem Kind Bernd genommen. Es musste Predigten anhören, die jedem normalen Kind großen Schaden zufügen. Sie beruhen auf Zitaten aus dem so unheiligen Buch Die Bibel. Nur eine völlige Unterwerfung unter die überharten Dogmen der Kirche kann so ein Kind „retten“. Doch es ist keine wirkliche Rettung: Die Unterwerfung bedeutet einen von außen verordneten Kerker, in dem es statt kindlicher Freude nur Demut, religiöse Ängste und schwere Gewissensnöte gibt. Immer wirken im Hintergrund die vollständige göttliche Aufsicht und die Angst einer ewigen göttlichen Bestrafung. Auch für kleinste Vergehen. Da diese Vergehen dem Kind Bernd, ja jedem Kind passieren, ist auch dort nahezu jede Rettung dahin. Das gilt speziell dann, wenn auch die Eltern gläubig gemacht wurden, wenn auch sie Ängste haben, die ihnen nicht einmal bewusst sind.
Für mich ist dieses Buch besonders aus dem Grunde wertvoll, da es eine Fülle von Bibelzitaten beinhaltet, die selbst mir nicht bekannt waren. Sie sind im Buch kursiv gedruckt. Kein Kind hält das Buch Die Bibel aus, das Goethe zu Recht als das „gefährlichste Buch“ dieser Erde identifizierte. Wer auch nur annähernd unseren Gott als so etwas wie die Liebe definiert, der weiß nach Lesen dieser Biografie: Das Buch „Die Bibel“ ist schlimmstes Menschenwerk. Kinder müssen mit einem ausgedachten Despoten als einem über sie herrschenden „Gott“ leben, der auf der Erde seinesgleichen sucht – und ihn dort nicht einmal findet.
Die Heilige Schrift ist das unheiligste Buch dieser Erde. Sie steht unserer Verfassung entgegen, die eigentlich die Würde und das Wohlergehen auch jedes Kindes garantieren sollte. Doch der Staat und unsere sprechende Medizin schauen hier weg. Kirchenwohl geht dort vor Kinderwohl. Seelischer schwerster Kindesmissbrauch wird dort mit dem Gedanken toleriert, heute glaube ja kein Kind mehr. Das Mittelalter sei ja vorbei. Doch „die große Zeit“ der Religion komme erst, so Kardinal Marx. In den USA ist diese große Zeit bereits angebrochen. Wir haben sie noch zu erleben.