Die Sünde wider den Heiligen Geist
Um es gleich klarzustellen: 1. Es gibt keine Geister. 2. Vor alles Dubiöse setzt die Geistlichkeit (Vatikan etc.) gern ein „Heilig“. So kann man Unwahres, aber Nützliches in Beton gießen. 3. Den Geist erfand man angesichts eines toten Gottessohnes etwa im Jahr 32 n. Chr. Tot, so hoffte man, bekommt man einen Geist auch durch eine Kreuzigung nicht. 4. Abertausende sind inzwischen schwer an diesem Konstrukt erkrankt, da der Geist nicht zimperlich sein soll: Wer gegen den Geist sündige, der komme ohne Gerichtsurteil im Standrecht direkt in die Feuerhölle des Matthäus. 5. Diese dachte sich als „Ofen“ etwa im Jahr 120 n. Chr. ein Mt. aus. Der ist übrigens nicht identisch mit einem Jünger Jesu, dessen Zeitgenossen gleichen Namens.
Mit 21 Jahren therapierte ich einen Patienten B. auf der Geschlossenen im UKE Hamburg. Er „wusste“, er hatte sich gegen den Heiligen Geist versündigt. Er wusste aber nicht, wie und wann. Ärzte sprachen nicht mit ihm über den Geist. Sie verordneten Insulinschocks. Ich redete ihm den Geist mitsamt der Hölle aus: Die Hölle als ewiges Auschwitz? Sollten unsere Götter aus der Hitlerzeit nichts gelernt haben? „Nehmt einem Christen die Furcht vor der Hölle, und ihr nehmt ihm seinen Glauben.“ Zitat: Denis Diderot. „Du nennst es Glauben, wir heißen’s Angst.“ Henrik Ibsen. „Gott ist eine literarische Erfindung“. „Es gibt keinen Gott. Das darf man in Deutschland nicht sagen.“ Marcel Reich-Ranicki.
Die Geistlichkeit schweigt sich aus, was man mit einer Sünde gegen den Geist exakt meint. Das macht eine diffuse Sache noch einmal pathogener. Die Bibel meint damit die Abkehr vom Glauben. Die Tötung des Glaubens. Nietzsche tötete mit seinem „Gott ist todt“ einen Gott, der nie gelebt hat. Sigmund Freud schaffte das mit seinem „Religion ist Wahn“. Der eine wurde über seine Angst schizophren, der andere nikotinsüchtig. Freud übertrug seine Sünde auf die nachfolgenden Psychiater-Generationen. Denn die waren als Studenten zunächst über den Tod ihrer unfassbar grausamen Kindheitsreligion überglücklich. Doch dann kamen meist unbewusste Schuldgefühle, Sündengefühle auf. Da war sie, so der Gedanke, plötzlich vollzogen: Die Sünde wider den Heiligen Geist.
Seitdem schweigt die Psychiatrie zur Religion. Das Maß ihrer Sünde ist voll. Würde man am Sacco-Syndrom Erkrankten wirklich helfen, müsste man erneut Religionskritik üben. Doch da ist die drohende Angst zu übermächtig. So überweist man die teils Schwerkranken zum verursachend Klerus. Der Bock wird zum Gärtner. Auch der Kleriker wurde zum Geistlichen aus Angst. Er glaubt aus Angst. Den Gott der Sintflut kann besonders nach 1945 niemand wirklich lieben. Man kann ihn nur fürchten. Es wird daher höchste Zeit für ein neues Gottesbild, so der Mönch Dufner zu mir. „Die Kirche ist exakt das, wogegen Jesus gepredigt hat – und wogegen er seine Jünger kämpfen lehrte.“ Friedrich Nietzsche
Antwort: Daniel O.
Mit 20 Jahren wurde ich fromm; war zuvor Atheist–dann ein Erweckungserlebnis, Ringen im Gebet bei gleichzeitiger Lektüre des Joh.-Ev. um die Erkenntnis des Gottessohnes, Bekehrung. Kaum hatte ich in einem der synoptischen Evangelien von der Möglichkeit gelesen, den hl. Geist zu lästern und damit jegliche Möglichkeit, erlöst zu werden zu verlieren, „passierte“ es auch schon zwanghaft (ein ähnliches Erlebnis hatte ja auch C. G. Jung in seiner Adoleszenz). Hat mich lange gequält, das Thema; kam dann schließlich frei davon…. So oder so verlor ich dann 18 Jahre nach meiner Bekehrung den Glauben und dekonvertierte (nicht aufgrund der „unvergebbaren Sünde“, sondern im Zusammenhang mit der Theodizee-Problematik). Das ist jetzt 20 Jahre her, meine Dekonvertierung. Zur Zeit bin ich Atheist. Verstehe heute meinen Zugang zum „Welt-Ganzen“, dem „Absoluten“ als religiös aber ohne Gott, ohne Religion und ohne Geschwurbel.