Lieber Freund! Ich habe darüber nachgedacht, warum es keine Religionsreform gibt, eine hin zu einer kinderverträglichen Angelegenheit. Nun, was das Gefühl (im Volk) nicht will, lässt der Verstand nicht rein.
Einer unserer Pastoren meinte, Gottkritik, „das geht gar nicht“. Im Bewusstsein der christlich Gläubigen gilt deren Gott als vollkommen, allgerecht, allwissend und die Liebe in Person. Ihn zu lieben, gilt als das höchste Gebot. Religion mache daher für sich nicht krank, nur wenn sie falsch interpretiert und angewendet werde, so unsere Psychiatrie.
Das ist leider ein Holzweg, denn diese Religion leider heute noch das perfekte Beispiel für einen Maximalsadismus – mit unseren Kindern als Opfer. Das allerdings darf ein irgendwann gläubig Gemachter nicht so sehen, droht ihm oder ereilt ihn dann ja, so seine ihm gelehrte Vorstellung, eine ewige Verdammnis. Diese ist aber nur möglich durch den stark anzuzweifelnden Mechanismus der Auferstehung eines einmal Toten.
Die Bürger und leider auch etliche Religionskritiker sind in der Regel selbst – und oft unbewusst –konservativ gläubig. Daher dürfen sie die wirklichen Gründe für ein religionsbedingtes Krankwerden nicht sehen. Im Vordergrund stehen eindeutig die angedrohten Strafen bei dem Begehen von Sünden. Dabei wurden viele, ja die allermeisten „Sünden“ nur von mit Macht ausgestatteten Sadisten in den Sündenstand erhoben. Man sieht als Bürger nicht, dass frühkindliche hypnotische Suggestionen über Bibel, Predigten und Lieder eine „Gewissheit“ bewirken, die Strafe „Gottes“ bestehe ggf. in ewiger Höllenfolter, am eindrücklichsten natürlich in ewigem Feuer. So wird jedes Kind erst einmal krank gemacht. Leider stellt die deutsche Justiz den Religionsmachern einen Freifahrtschein aus. Gottestäter haben an der Verfassung vorbei die Lizenz zum Drohen – auch mit ewigem Feuer. Dieses Drohen sei wie das Autofahren gefährlich, aber „sozialadäquat“, so die Staatsanwaltschaft Hannover. Der Gedanke: Ohne diese Drohungen funktioniere Deutschland ebenso wenig wie ohne Autos. Das zweifele ich an. Das etablierte Christentum ist ebenso eine widerliche Straftat wie das Auslegen vergifteter Kinder-Schokolade im Supermarkt. Den Holocaust Sintflut nicht der Natur, sondern Gott zuzuschreiben, ist zudem verbotene Gotteslästerung.
Dieses „ewige“ Feuer in einer Hölle (oder anders gestaltete ewige Qual) ist das Kernproblem der Religion. Für Gläubige gilt, diese Folter unter allen Umständen zu vermeiden. So verdrängt man die ausgesprochenen Despoten-Qualitäten des ihnen vorgesetzten „Gottes“. Der ausgedachte Bibel-Gott ertränkte alle Landwesen mit langsamem Regenwasser. Lediglich acht Menschen wurden lt. Bibel auf der Arche vom langsamen Ertränken verschont. Und doch gilt die Arche- Story als einsehbares Meisterwerk eines vollkommenen „Schöpfers“, der sah, dass die Menschen „anfingen, zu sündigen“. Nach 1945 sollte allerdings kein Holocaust mehr Toleranz finden. Doch so heißen etliche Kindergärten „Arche“ und etliche Kinder Noah. Man will sie (unbewusst) vor Gottes Zorn so geschützt wissen, wie Noah geschützt war.
Bei Despoten wie Hitler sehen wir bei der Bevölkerung ein Wegsehen bei deren Grausamkeiten. Wer darüber kritisch redet oder schreibt, landet sehr leicht in einem Folterkeller. Ein Despot braucht diese Keller für sein politisches Überleben. Es gründet sich auf Liebe zu und Angst vor ihm.
So wird es weiterhin so sein, dass meine so richtige und wichtige Kritik am Christentum nicht wirklich wahrgenommen werden kann. Sie gilt als schwere Sünde, ist aber das gerade Gegenteil. Nur wer selbst schon Ansätze zu ähnlicher Kritik aufweist oder bereits religionsbedingt sehr viel litt, kann etwas von Frank Sacco und dem Sacco-Syndrom, den Religionskrankheiten lesen. Der Rest klappt die Schriften angewidert in Ekel zu, besonders auch Psychiater und Psychologen. Ekel ist ein Schutz vor dem Aufkommen von Angst. Das Sacco-Syndrom wird über viele Jahre weiter das Mauerblümchen bleiben, so erlösend und befreiend auch der Anblick dieses Blümchens im Einzelfall für Betroffene sein kann. Das ändert nichts daran, dass ein Publikmachen doch Sinn macht.