Ein Paradigmenwechsel steht in der Psychiatrie an: Nicht die Kastrationsangst ist die größte Angst jedes Knaben, es ist die Gottangst. Der Leiter des Referats Religiosität in der DGPPN, Prof. Utsch, gibt ein ganzes Fallbuch mit Beispielen über Religionskrankheiten heraus, die sich häufig als Schizophrenie zeigen. Hier verweise ich auch auf mein neuestes Buch „Religionsmedizin“, 514 Seiten. Es ist auch für Laien einfach zu lesen.

Unter dem Sacco-Syndrom verstehen wir Erkrankungen, die durch religiöse Ängste entstehen.

Das Sacco-Syndrom

Religion darf nicht psychisch krank machen. Denn das ist nach hiesigem Recht eine strafbare Körperverletzung. Also macht sie auch nicht krank, so die simple Aussage der etablierten Psychiatrie. Man schaut an dieser Stelle einfach weg und schickt die betreffenden Schwerkranken weiter. Wohin? Zum Klerus. Das befindet man so als in Ordnung. Es fällt sozusagen unter die „kollegiale Zusammenarbeit“ Seelsorger – Arzt. Ja man vermisst sogar Fortbildungen auf diesem Sektor. Doch jede Religion, die mit Ängsten, z. B. vor Folterstrafen in einem postulierten Jenseits dogmatisch arbeitet und damit fundamentalistisch ist, macht krank. Doch dieses „Wissen“ haben hier nur Geistliche, wobei es wie immer Ausnahmen gibt. Die ehemalige Leiterin der Evangelischen Kirchen Deutschlandes (EKD), Ex-Bischöfin Käßmann, schreibt uns über die religionskrank gemachten Kinder im Buch „Wie ist es so im Himmel?“. Es gebe bei Kindern „immer wieder eine große Angst vor der Hölle“ Sie trifft dort auf „große Befürchtungen“, „Gott könne sie strafen“. Manche hätten „gar tief existentielle Ängste wie Luther“. . . Das Höllendogma macht natürlich krank.

Käßmann ist hier ungenau. Sie meint hier nicht eine banale Angst vor dem Tod. Das wäre ja „existentielle Angst“. Sie spricht die Angst vor einem schrecklichen Leben in einem ewigen Jenseits, die Angst vor Strafen nach einer sog. „Auferstehung von den Toten“ an. Sie meint die viel gravierende Angst vor Folter „von Ewigkeit zu Ewigkeit“, wie es biblisch heißt. Eugen Biser und Karl Jaspers lehren uns: Es ist dies die größte Angst des Menschen. Sie ist so groß, dass sie in der Regel verdrängt werden muss. Sie ist uns unbewusst. Aber sie ist da. Für Millionen Kinder sei es die ärgste Krankheit, so der Autor Tilmann Moser in Gottesvergiftung.

Luther hatte diese Angst bis hin zur Psychose: Er halluzinierte den Teufel und litt unter einer masochistischen Depression. Wer existentielle oder Jenseitsangst hat, ist immer schwer angstkrank. Die Religionsfreiheit gibt den Vorgang des Krankmachens nicht her. Man sehe sich dazu die Europäische Menschenrechts Konvention Abs. 9 an. Ich begleite eine Patientin, der man als Kind eine „Sünde“ während der „Heiligen“ Messe als Sünde wider den Heiligen Geist nicht vergab. Sie wurde kirchenbedingt paranoid. Schizophren. Sie halluzinierte regelmäßig ihr eigenes Verbrennen in einer Kirche.

Doch gerade die Jenseitsängste der Kinder will man keinesfalls abschaffen. Man dürfe Gott „nicht zum lieben Papigott machen“, warnt Käßmann. Ein sog. „Wohlfühlgott“, vor dem Kinder keine Angst haben müssen, ist dem Klerus ein Dorn im Auge. „Verdienen“ könne man sich „Gottes Zuwendung nicht“, so die Bischöfin zu den Kindern im Schicksals-Buch der Amtlichen: „Wie ist es so im Himmel“, Herder.

Und Käßmann weiter: Kinder würden natürlich wollen, dass die Bösen bestraft werden, dass „Gerechtigkeit kommt wie im Märchen: Die böse Stiefmutter verbrennt.“ Sie stellt Kindern in diesem Gleichnis das Verbrennen von Menschen, Matthäus spricht ja von einem Feuerofen, als eine gerechte Strafe hin. Ein Verbrennen von Sündern (und bösen Stiefmüttern) ist jedoch niemals gerecht, auch wenn die Bibel es leider als krude, angeblich göttliche Gerechtigkeit lehrt. Dann macht Käßmann mit einem Trick den Kindern über deren Gerechtigkeitssinn die Hölle schmackhaft. „Was geschieht… mit menschenverachtenden Diktatoren wie Hitler und Stalin und ihren unglaublichen Untaten…“ Welches Kind möchte da nicht einen Hitler in der Feuer-Hölle sehen? So ein Kind verlangt ja dann geradezu nach einer Hölle – und glaubt schließlich an diese angeblich Jesus – geführte Folterkammer. Schon hat man es in der Falle, wenn man ihm dann die eigenen Sünden darlegt.

In der Frage, ob Gott allen Menschen die Hölle erspart, weicht die Bischöfin aus: „Ich bin der Meinung, wir sollten nicht so viel über Gottes Zukunft grübeln.“ Ein Kind will aber wirkliche Gewissheit, gerade in der Frage einer persönlich fürs Kind infrage kommenden Feuerhölle. „Niemand wird dort ewig schmoren…“ schreibt sie den entsetzten Kindern. Statt Höllenangst solle man lieber Gottvertrauen haben. So etwas geht aber nicht in einer vom Klerus gewollt hergestellten Ungewissheit. „Der uns bedingungslos liebende Gott straft nicht im Jenseits“, wäre eine unsere Kinder erlösende Antwort.

Die von Käßmann beschriebene Krankheit, das Sacco-Syndrom, ist natürlich uralt. Ödipus ist hier unser Vorzeigepatient. Er hatte keine Kastrationsangst. Freud ist von mir widerlegt. Ödipus hatte Gottangst. Nie hatte der Vater ihm mit Kastration gedroht. Schon als Baby wurde er von ihm getrennt. Er glaubte und fürchtete, ein Gott Namens Zeus würde ihn wegen des Inzestes mit der Mutter in eine „ewige Verdammnis“ schicken. Jetzt bin ich „gottverhasst“ den Göttern, ruft er aus. Ödipus therapierte seine angst-bedingte Depression über einen Masochismus erfolgreich: Er stach sich beide Augen aus. Sofort war er durch dieses Buß-Opfer an den vermeintlich existierenden Zeus geheilt. Mit Kusshand nahmen ihn die Rachegöttinnen auf. Statt ihn ordentlich zu foltern.

Doch das Sacco-Syndrom tritt noch unter anderer, ja vielfältiger Symptomatik auf. Kinder werden unaufmerksam (ADS) oder schweigsam (Autismus). Wieder andere Patienten „retten“ sich in Süchte, Zwänge oder Psychosen. In der Tat sind Wahn und Halluzinationen oft Selbstheilungsversuche, denn nichts ist schlimmer zu ertragen als eine religionsbedingte Depression mit ihrer anerkannt größten Angst des Menschen.

Mit meinen Arbeiten über das Sacco-Syndrom mache ich auch zum Leidwesen meiner Niedersächsischen Ärztekammer auf den größten Kunstfehler in der neueren Geschichte der Psychiatrie aufmerksam. Die etablierte Psychiatrie weiß zwar irgendwo um die „durch alle Ritzen“ kommenden Erkrankten, die Gesundheitsschäden durch religiös bedingte Ängste aufweisen. Doch nach einem Artikel in der Die Zeit (vom 31.3.2010) überweist sie nach der Chef-Analytikerin und Freud-Nachfolgerin Prof. Leuzinger – Bohleber diese Erkrankten zur „Behandlung“ zu den Geistlichen. Im Beisein der Analytikerin stellt Pfarrer Johannes zu Eltz die Fehldiagnose „Von Teufel besessen“. Diese Diagnose ist für die Betroffenen sehr unbekömmlich und führt zu Suiziden. Selbige Überweisungspraktik gibt der Vortragende Psychiater Dr. Scholz, Villach, auf dem Internationalen BDI-Kongress auf Mallorca zu. Und das, wie er angibt, in vollem Wissen, dass dort das bindende Dogma einer ewigen Verdammnis herrscht. Ja Prof. Diefenbacher, Berlin, streitet auf einem eben solchen Kongress ab, dass es ein Sacco-Syndrom überhaupt gibt.

Geistliche sind ja nun gerade diejenigen, die den Dogmen Auferstehung und ewige Strafen im Jenseits verpflichtet sind und sie als „Glaubenswahrheiten“ frühzeitig und damit vor dem Einsetzen eines kritischen Bewusstseins unseren Kindern vermitteln – bereits im Kindergarten. Und auch Kindern von „Atheisten“. Dass Geistliche es sind, die die teils schweren Leiden „verursachen“, brachte uns der Psychiater Dr. Peter Rüber – Winterhoff aus Celle während einer Fortbildung für Hausärzte bei. Er fand es normal, schwer leidende, zudem krankenversicherte Patienten aus dem qualitätsgesicherten Gesundheitssystem auszuschleusen und zu den „Verursachern“ der Erkrankungen zu schicken. Doch es ist ein Skandal. Hier sind Chronifizierung und Verschlimmerung der Leiden bis hin zum Suizid vorgezeichnet. Wir Internisten schicken alkoholkranke Patienten ja auch nicht in die nächste Kneipe. Bedrohlich dargestellte und damit als bedrohlich aufgefasste religiöse Gedankeninhalte – wie zum Beispiel Angst vor jenseitigen, ewigen Strafen – sind nicht etwa vom Patienten zwecks Ausleben ihrer Erkrankung hergeholte Symptome bei einer Psychose oder einer Neurose.

Im Gegenteil: Religion stellt als die nach Karl Jaspers größte bekannte Angst-Quelle die häufigste Ursache psychiatrischer Erkrankungen dar, siehe auch bei Tournier.

Die Lehre in den Kirchen wird wieder strenger. „Schlimmer“ als unter Hitler sei es bei Jesus in dessen Hölle, so der Kirchenautor und Verleger Hans-Werner Deppe (s.u.) schriftlich zu unseren entsetzten Kindern. Ich habe ihn angezeigt. Ohne Erfolg. Bischof Nikolaus Schneider, Ex-Präses der EKD, tröstet uns zwar, das Höllenpredigen sei nur ein „Geschäft“. (Der Spiegel 43/2014). Doch sollte man dieses, zugegeben einträgliche Geschäft wirklich so weiterführen? Schneider führt es weiter. Er schreibt unseren Kindern Unglaubliches: Gewisse Sünder kämen nach einem Richterspruch Jesu in das ewige Feuer. Das mit der Feuerfolter sei eine „verstörende Botschaft“. Doch man darf unsere Kleinen nicht mit derartigen Folterandrohungen „verstören“. Das ist Körperverletzung. So schrieb ich bezüglich Schneider ebenfalls eine Strafanzeige.

Sehr betroffen äußerte sich Dr. Cornelia Goesmann als Vizepräsidentin der Bundesärztekammer in offizieller Kammersitzung am 17. 11. 2009. Die Kirchen seien grausam. Daher sei sie aus der Kirche ausgetreten. Mit diesem Machtwort setzte sie einen Prozess der Kirchenkritik in Gang und bestärkte mich noch einmal in meinem Vorgehen gegen die Amtskirchen. Leider ließ der Protokollführer Ass. jur. Wiegand diese Äußerung Goesmanns nicht ins Protokoll. Er weigert sich bis heute, es zu tun. Fazit: Die beteiligte Psychiatrie und die Ärztekammer Niedersachsen vertuschen die Existenz und die Auswirkungen des seelischen Missbrauches der Amtskirchen an unseren Kindern. Es ist für uns alle an der Zeit, hier aufklärerisch zu wirken.

Parallel mit der neuen Erstarkung der Kirchen und ihrer Dogmen nehmen aber leider Verdrängungsmechanismen bezüglich der Inhalte dieser Lehre in der Bevölkerung zu: Man ist sich „sicher“, an jenseitige Strafen glaube man nicht. Ja man habe dieses Dogma nie vermittelt bekommen. Doch tiefenpsychologisch sieht es gegenteilig aus. Mittlerweile sind fünf Bücher über diese Thema von mir im Buchhandel und als E-Book erhältlich (s.u.).

Nach Eugen Drewermann bewirken die Kirchen über ihre harten Dogmen „Krankheit und Wahnsinn“. Er schreibt mir: „Ich denke wie Sie“. Der Analytiker Tilmann Moser schreibt im Buch „Gottesvergiftung“ von Millionen derart geschädigter Kinder. Der Zusammenhang Glaube-Erkrankung, den die heutige Psychiatrie zu leugnen versucht, wird hier und in meinen Büchern eindeutig belegt und mit der Diagnose Sacco-Syndrom ausgestattet. Belegt wird damit auch der größte Kunstfehler der Psychiatrie seit 1945: Ihr Verneinen des direkten Zusammenhanges von kirchlicher Bedrohung Kindern gegenüber und zeitgleicher oder späterer Erkrankung eines derart einmal Indoktrinierten.

Wird denn wieder klerikal gedroht? Die „Evangelische Zeitung“ (Lutherisches Verlagshaus) vom 27. März 2016 klärt es auf: In den „lutherischen Kirchen“ sei „unwidersprochen gültig“, dass gewisse Sünder in die „ewige Hölle“ und zur ewigen „Strafe“ verdammt werden. Die beunruhigende Bildunterschrift für unsere Kinder: „Der Teufel versucht, Menschen in sein Reich, die Hölle, zu ziehen. Welche göttliche Gnade sei für diese Sünder jedes nicht ewig „brennende Körperteil!“, schreibt unseren erschreckten Kindern der Kirchen-Autor Hans-Werner Deppe für seinen Partner, das religiös-fundamentalistische Erzbistum Paderborn in sein Buch: „Wie wird es in der Hölle sein?“, bethanien. Was die Amtskirchen betreiben, ist in der BRD illegal. Die Lehre, dass ein Jesus in einer Ewigkeit Folter in Auftrag geben werde, scheitert juristisch und medizinisch (!) an der Tatsache seines endgültigen Versterbens am Kreuz. In der deutschen Justiz können Wunder, hier das einer Auferstehung, nicht gelten. Da gilt: Tot ist tot. Nicht „existent“ sei der angebliche Chef der Hölle, Jesus, so dann auch die Staatsanwaltschaften Freiburg i. Br. und Hannover. Das „tot ist tot “ gilt auch in der Medizin.

Meine Kollegen aus der Psychiatrie vertreten nun recht kollektiv die Auffassung, eine „christliche Erziehung“ im Kindergarten, kirchlichem Unterricht und Schule könne keine entsprechend negativen Wirkungen hinterlassen. So verlautet Prof. Diefenbacher, Berlin, auf einem BDI-Kongress auf Mallorca die These, ein Predigen der Hölle sei kein Trauma für Kinder. So etwas könne keine PTBS nach sich ziehen. Ich habe das die Berliner Psychiater-These genannt.

Dabei haben sie nahezu täglich mit dem Sacco-Syndrom zu tun. Fakten oder Untersuchungen über die angebliche Harmlosigkeit eines Höllenpredigens kann die Psychiatrie nicht vorweisen. Anders lautende, das Gegenteil beweisende Literatur gibt es dagegen in einer endlosen Zahl. Wie so oft macht die Psychiatrie hier ihr Wunschdenken zu einer „Wissenschaft“. Das erspart ihr, sich mit ihrem größten Arbeitgeber, den Kirchen, anzulegen. Schon im Kindergarten werden die Dogmen Himmel, Hölle und Jüngstes Gericht flächendeckend als „Glaubens-Gewissheit“ gelehrt – und nicht etwa ad absurdum geführt. Mit der Geschichte der Sintflut, die man als ethische Glanzleistung „Gottes“ verkauft, macht man den Kleinen maximale Gott-Angst. Sie fühlen sich einem Gewaltverbrecher ausgeliefert. Doch selten beklagen Kinder dies. Es ist ja ihre Aufgabe, diesen Gott, dieses Scheusal zu lieben. Doch Bischöfin Käßmann erklärt auch unseren Kindern diesen Quasi-Holocaust ihres Gottes: Man solle Kindern die Geschichte so erzählen, „wie es die Bibel tut“. Die Geschichte sei „tief prägend, sie wurde immer, zu allen Zeiten verstanden“. Leider, muss ich da als Arzt sagen. Gott sei halt „richtig zornig“ gewesen und habe die Erschaffung der Erde „bereut“. Er habe gesagt: „Das will ich alles auslöschen“. Doch ist ein Zorn Rechtfertigung für einen Holocaust? Sie beschwichtigt das fragende Kind mit den Worten, solchen Zorn „kennst du doch auch… wenn du das Legohaus… einfach vor Wut kaputt machen möchtest…, weil etwas nicht klappt.“ Nun, das sage ich als Analytiker: Der Vergleich hinkt. Das Kind überlegt nur, eine Sache zu zerstören, wohingegen der Christengott einen Welt-zid anrichtet. Er rettet lediglich acht Erwachsene und nur je zwei Exemplare von Millionen Tierarten. Auch alle jüdischen Babys wurden mit dem Foltermittel Regenwasser abgetötet.

Äußern kassenversicherte Patienten Zusammenhänge ihrer Krankheit mit Glaubensdogmen, „überweist“ die Psychiatrie die Erkrankten. Wohin? Sie überweise, so der vortragende Psychiater Dr. Rüber-Winterhoff auf einer Fortbildungsveranstaltung im Dez. 2011 im Landkreis Celle, zu den „Verursachern“ der Erkrankung, also zum Klerus. Damit gibt die Psychiatrie zwei Dinge zu:

1. Der Klerus „verursacht“ Erkrankungen (was man an anderer Stelle vehement zu leugnen versucht).

2. Man überweist die durch alle Ritzen kommenden Erkrankten zu den „Verursachern“, also zu medizinischen und dazu noch ihren orthodoxen Dogmen verpflichteten Laien.

Wer nicht das Höllendogma vertrete, der versündige sich gegen den Heiligen Geist, so Benedikt als Papst zu der Geistlichkeit. Dieser Vorgang ist unglaublich. Aufgrund der skurrilen Überwachungspraktiken der Psychiatrie musste der deutsche Papst Schnellkurse in der Disziplin „Teufelsaustreibung“ einführen. Da es da Todesfälle gab, nimmt man heute drei Psychoanalytiker (!!) mit an Bord, um zu klären: Medizinisch krank oder vom Teufel besessen. Erst treibt man die Angst in die Kinder hinein, dann wieder für einen netten Obolus heraus. Ein wirklich einträgliches „Geschäft“.

Der deutsche Prediger Reinhard Bonnke schickt sich an, Afrika verrückt zu machen. Er brüllt in einer Nacht 200.000 (!) Afrikanern das Evangelium ins Gehirn: „Jeder, der nicht Jesus Christus als Retter anerkennt, fährt senkrecht zur Hölle“. Dahin wollen die Nigerianer nicht. Säckeweise werden Spendengelder weggefahren. Die Bücher Bonnkes werden 140 Millionen Mal gedruckt. Genau 1.723.652 Bekehrte „brachte die Ernte des Mähdreschers Gottes“, so im Fokus 3/2002. Seinen Siegeszug erlebt das Christentum nur durch Angstmacherei. In mit Stacheldraht eingezäunten Fußballfeldern wird den aus Gott-Angst schizophren gewordenen Afrikanern der mit Gewalt erst eingetriebene Teufel dann wieder ausgetrieben. Das kostet wiederum: 200 Euro. Man verdient auf diese Weise als Priester doppelt.

Eine schöne Fallbeschreibung gibt uns die DGPPN selber in Gestalt der stellvertretenden Leiterin des Referats Religiosität, Dr. Stotz – Ingenlath auf einem Kongress im Jahr 2021. Hier ein Abdruck meines Schreibens an sie vom 13. 2.2022:

An Dr. Gabriele Stotz-Ingenlath 13.2.2022

c/o Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, DGPPN, Stellvertretende Leiterin des Referats Religiosität und Spiritualität

Fliedner Klinik Charlottenstraße 65, 10117 Berlin

Nachr.: Prof. M. Utsch, Gesundheitsminister Lauterbach, Bundeskanzler Scholz, A. Merkel, Bischofskonferenz, Diverse

Sehr geehrte Frau Stotz-Ingenlath.

Nun habe ich Ihren Kongress- Vortrag am Forum Grenzfragen im Jahr 2021 angesehen (7). Sie bearbeiteten dort die Frage, wann Glaube vorliege und wann Wahn, religiöser Wahn. Das seien zwei zu trennende Dinge. Beim Glaube sei Zweifel möglich, er werde in einer religiösen Gemeinschaft geteilt, beinhalte Vertrauen und Gelassenheit. Der „religiöse Wahn“ (Psychose/Schizophrenie) sei dagegen unerschütterlich, unverständlich und verbunden mit Rückzug (Autismus), Angst etc. Glaube sei demnach im religiösen Bezug angstfrei bzw. frei von angstbedingter Glaubenskrankheit.

Sie betonen: Religiöse Erfahrung könne „als psychosoziale Ressource fungieren“. Doch die hier vorliegenden Studien sind kaum verwertbar, da zumeist schon im Ansatz interessengesteuert. In Ihrer Vorstellung auf der Internetseite der DGPPN bezeichnen Sie sich als gläubige Katholikin. Ihr im Prinzip anerkennenswerter Wunsch ist es, fehlendes Gottvertrauen durch Vertrauen zu ersetzen. Wenn das Thema Religion „sehr bedeutungsvoll“ bei Patienten sei, ja den „Umgang mit der Krankheit“ beeinflusse, würden Sie als Ärztin diese zwecks Psychotherapie auf „einen Seelsorger seiner Region“ verweisen. Mit unterstellter Absicht vermeiden Sie es leider, wie auch der Leiter Ihres Referats, M. Utsch, von religiös bedingten „Erkrankungen“ zu sprechen, die durch fundamentalistische Religionen entstehen, wie die ecclesiogene Neurose, das Sacco-Syndrom oder das identische Religious Trauma Syndrome. Hier setzt meine konstruktive Kritik an.

Sie sind als Ärztin nach dem Ärztetag 2008 „nur dem Wohl der Patienten verpflichtet“. Freud erkannte, dass jeder religiöse Glaube Wahn ist. Niemand kann glauben, dass ein Schöpfer vor Millionen Jahren die Erde schuf, und dann erst den Menschen. Er wäre vor Langeweile gestorben, hätte er ja doch sehr lange niemanden gehabt zum Überwachen, zum Lieben oder zum „Quälen“, je nachdem. So darf ich Sie korrigieren: Es gibt je nach persönlichem Umgang mit einem Glauben „Wahngesunde“ und Wahnkranke. Wo die ersten die unten beschriebenen despotischen Qualitäten ihres Gottes verdrängen können, diesen unglaublichen Spagat schaffen, ist das dem Wahnkranken als Glaubensrealisten nicht möglich. Der Verdränger Franz Alt schreibt im Artikel „Wie politisch ist die Bergpredigt?“ vom „Frieden“, den jener Jesus im Namen des Vaters predige, von einer „Nächstenliebe“, „wahrer Liebe“ und einer „universalen“ Gerechtigkeit des Gottes (1). Der Christengott sei „die Liebe und nicht die Gewalt“, so Alt. Er irrt. Er „kennt“ die Bergpredigt nicht. Die Bergpredigt und überhaupt die Bibel sind nichts für Kinder. Schauen wir einmal hinein:

Gewisse Sünder, so jener Jesus in seiner Predigt, seien „des höllischen Feuers schuldig“. Eugen Drewermann schreibt mir: „So wie´s steht, macht´s krank.“ Man hatte ganze 2000 Jahre Zeit, diesen Text zu ändern, den nach Superintendent Christian Berndt jedes Kind in einer Kirche wörtlich (!) glaubt. Doch man ändert es nicht. Kindliche Angst vor Bibel – Jesu Feuer verbleibt im Unbewussten des Erwachsenen wie ein Brandmal. Es bleibt beim Kinderglauben, so Benedikt. Die vermittelte Angst ist daher für Geistliche bares Geld. In seine Hölle, so der Jesus der Bibel, kämen neben Ehebrechern auch die, die einen Ehebruch nur in Gedanken (!) ausführen würden. Er erfindet die Gedankensünde. Überhaupt sei das Kinder so erschreckende Nadelöhr ins Himmelreich eng. Originalton: „Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm… Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin ist schmal und nur wenige finden ihn“. Der unfehlbare Papst Augustinus spricht hier von etwa jedem „Dreißigsten“, der es in den Himmel schafft. Diese wahnsinnig brutale Religion führt halt empfindliche Seelen über die ernstgemeinte Androhung ewiger Folter in den Wahnsinn, in die Psychose, so Eugen Drewermann. Als Jesus seine Rede beendet hatte, „war die Menge sehr betroffen von seiner Lehre“, so Matthäus, Kapitel 5-7. Es ist die Lehre vom ewigen KZ, das später auf die Masse unserer Kleinen warte. Die dortigen Foltermittel sind nicht etwa Gewehrkolben, Schläge und Gas, es seien ewige Hitze und ewiges Feuer. Der Kirchenautor Hans-Werner Deppe diskutiert sogar dortige 6000 Grad (2). Froh werde man dort sein, um jeden „nicht brennenden Körperteil“. Die „Botschaft Jesu“ von ewiger Feuerqual in der Hölle sei „verstörend“, weiß auch Bischof Schneider (3). In der Tat. Jesus als Hitlerfigur, das verstört unsere Kinder, treibt sie also in das Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Religion mit den Inhalten Sintflut und Hölle mache sie lt. Bischöfin Käßmann über „ungeheure“, ja „tief existenzielle Ängste“ so sterbenskrank „wie Luther“ (4). Die volle Verantwortung dafür hätten indes die ELTERN, indem sie ihre Kinder einer solchen Religion aussetzen würden, schreibt mir 2021 Hannovers Oberbürgermeister als Aufsicht des Jugendamtes Hannover. Die evtl. erst nach einer Latenz auftretenden Symptome der so missbrauchten Kinder sind Depressionen, Manien, Süchte, Neurosen, Unaufmerksamkeiten (ADS), Rückzüge (Autismus, Asperger-Syndrom), Suizide und Psychosen bei Erwachsenen. In ihrer ablenkenden Hilflosigkeit macht die etablierte Psychiatrie in Verdrängung der wirklichen Ursache aus diesen Symptomen illegal definitive „Diagnosen“. Doch es gibt keine Husten- oder Bauchwehkrankheit. Eine Diagnose muss, wenn bekannt, die Ursache enthalten. Einfache Symptome berechtigen die Psychiatrie nicht zur Verordnung einer dauernden medikamentösen, heute leider oft jahrzehntelanger neuroleptischen „Therapie“. Das gilt besonders für Sacco-Syndrome. Es ist ein Kartenhaus, das jetzt zusammenbricht. Die wirkliche Diagnose Sacco-Syndrom beinhaltet die Ursache und daran Erkrankte kommen heute „durch alle Ritzen“ (5). Die einfache Behandlung: Psychotherapie. Eine EAT, eine Ecclesio-Adversative Therapie, siehe unter www.frank-sacco.de. In der EAT werden dem Erkrankten die Verbrechen der Kirchen an ihm aufgezeigt. Er versteht, dass er unschuldig, dass er Opfer seiner Kirche ist.

Vertrauen? Vertrauen nach der Bergpredigt? Das bekommen Sie nur als ungläubige Christin, jedoch niemals als gläubige Katholikin hin, verurteilt Benedikt ja einen jenen Priester zum Glauben an die ewige Hölle Jesu, der sich sonst mit der bekannten Konsequenz „gegen den Heiligen Geist“ versündigen würde. Dabei: Es gibt keine Geister. Die Story um den Heiligen Geist hat Tausende krank gemacht. Die Psychiatrie lässt Sacco-Kranke unärztlich im Stich. Man überweist Schwerkranke zum dogmaverpflichteten Seelsorger, macht also den Bock zum Gärtner. Liebt denn heute noch jemand Hitler? Vertraut heute noch jemand Hitler? „Lieben“ konnte man den Führer auch nur in Verdrängung seiner Verbrechen, wenn sie denn bekannt waren. So heißt es auch Abschied zu nehmen von einer Liebe zum verbrecherischen Hitlergott der Bibel, einer Liebe, die vom diesem Despoten als sein „höchstes Gebot“ verlangt wird und die damit sowieso immer und eigentlich Angst war und ist. Man liebt ihn analytisch gesehen aus Angst. Dieses Abschiednehmen ist auch die Intention der Benediktinermönche in Münsterschwarzach: Es braucht dringend „ein neues Gottesbild“, so der Mönch Meinrad Dufner zu mir.

Also ändern Sie bitte umgehend Ihre Einstellung! Ändern Sie die Psychiatrie! Auch Kirche kann man ändern. Das sehen wir an der heutigen Pädophilie-debatte. Der sexuelle Missbrauch wird lt. Kinderschutzbund Berlin IMMER mithilfe eines psychischen erst ermöglicht. Meiner lebenslang depressiven, weil sacco-kranken Patientin R., erklärte der pädophile Pastor im Heim in Großburgwedel, wenn sie über den Sex mit jemandem reden würde, käme sie in die Hölle. So konnte sich der Missbrauch hinziehen. „Ach, das ist doch bekannt, dass das so gemacht wird“, so eine Angestellte der Ev. Stadtmission Freiburg dazu. Fazit: Der psychische Missbrauch in Religionsgemeinschaften muss den gleichen Stellenwert erhalten wie der sexuelle. Das blockiert die Psychiatrie. Abhängigkeiten von der Geistlichkeit, ja Vertrauen und Liebe zu ihr, aber auch eigene, meist verdrängte Gottängste sind dort zu stark. Bischöfin Käßmann entschuldigte sich bei R. Entschädigung: Keine. R. starb im Gram.

Doch nun zum Eigentlichen: Sie erwähnen im Kongress eine Patientin als Paradebeispiel für einen „religiösen Wahn“, also einer Schizophrenie bzw. Psychose. Die Assoziation Schizophrener zur Religion ist sehr auffällig und gemeinhin bekannt. Die Erkrankte glaubt, was in Ihren und den Augen der Psychiatrie „nicht einfühlbar“ und daher Wahn ist, sie habe Jesus getötet. Na und? Auch Sie haben nach „cristlicher“ Lehre Jesus umgebracht. Sie sind, und das wissen Sie als Kirchgängerin, wegen Ihrer Sünden „Mittäterin an der Kreuzigung Jesu“, wie es der Geistliche Traugott Giesen im Buch mit dem irreführenden Titel „Glauben heilt“ so präzise ausdrückt. Als Gläubige sind Sie, und leider auch jedes unschuldige Kind, mit jeder Sünde folternd als Mörderin am Kreuz des Auferstandenen tätig. Das haben Sie verdrängt. Ihre individuelle Möglichkeit der Verdrängung erlaubte es ihnen, nicht schizophren geworden zu sein. „Herr gib, dass ich durch Sünde nicht, foltre dich aufs Neue“, so das bekannte, jetzt als schizophrenogen identifizierte Kirchenlied. Aber ich spreche Sie als geweihter Priester von dieser Schuld frei. Die Angelegenheit ist ein orientalischer Kirchentrick und es stellt ein kapitales Verbrechen dar, lebenslange schwere Demut, quälende Schuldgefühle und damit nicht nur Psychosen, Depressionen und Süchte zu produzieren. Doch solche Kollateralschäden nimmt Ihre Kirche wissentlich in Kauf. Ja über Trägerschaften psychiatrischer Krankenhäuser verdient sie noch an dem, was sie anrichtet. Dass Kirche schwer sacco-krank macht, sehen wir gerade an dieser Ihrer psychotischen Patientin, die als Ursachenbeweis in die Geschichte der Psychiatrie eingehen wird. Der Fall entlarvt die unter Psychiatern weitgehend verbreitete Meinung als Wahn, Kirche könne nicht krank machen. Eugen Drewermann schreibt mir: Diese Ignoranz der Psychiatrie sei „ein erhebliches Problem in unserer Kultur“. Kirchlich und schulisch-staatlich Kindern gelehrter religiöser Irrsinn führt in ein Sacco-Syndrom, wobei es auch zum Symptom Schizophrenie, zu einer Spaltung des Bewusstseins kommen kann. Nun wird der Psychiatrie auch bewusst, warum der „Wahn“ des Schizophrenen so unerschütterlich sein muss: Er schützt ihn vor der Hölle oder besser: seiner Angst davor. Wer als Gläubiger das skurrile Dogma, Jesus sei „für ihn“ gestorben, wer die skurrile „Mörderrolle“ ablehnt, der lehnt in Todsünde Jesus ab, der liebt ihn nicht genug. Der Gedanke kommt sodann beim Erkrankten auf, er müsse als Sünder in die ewige Folterkammer des so „sündenfreien“, aber doch so hitleroiden Bibel – Jesus, der im Eigentlichen nur ein übles klerikales Konstrukt in finanziellem Eigennutz darstellt. Er hat mit dem historischen Jesus nichts gemein. Es liegt nun im Interesse der Betroffenen, dass Sie, die DGPPN und die wirklichen Christen die für die Erkrankten so ungute Ehe Psychiatrie – Kirche ihrem endgültigen Ende zuführen. Ihre Praktik der Überweisung psychisch Erkrankter zum Klerus, die die Praktik der gesamten etablierten Psychiatrie darstellt, ist obsolet und ein schwerer Kunstfehler.

Doch vielleicht geht Kirche ja irgendwann auch ohne Gewalt und daher ohne Angst. Das funktioniert jedoch nur mit einer emanzipierten Psychiatrie, die ihren konventionellen, oft verdrängten Glauben ablegt, die zu Gewalt jedweder Art nicht „ja“ sagt oder ängstlich schweigt, sondern konsequent und kämpferisch „nein“, und die damit der Merkel-Forderung an uns Deutsche nachkommt, unsere Verantwortung nach Auschwitz zu erfüllen.

Bis dahin fordere ich einen jeden auf, aus der Kirche auszutreten und kein Kind in einen staatlichen Religionsunterricht, einen christlichen Kindergarten oder gar in eine Kirche zu schicken. Es ist einfach nach jetzigem Fachwissen zu gefährlich. In der Hoffnung auf eine Antwort und eine in Zukunft enge Zusammenarbeit mit der DGPPN verbleibe ich…

Ihr Frank Sacco.

(1) In : „Die wichtigsten Denkanstöße“, 2004, Piper

(2) Hans-Werner Deppe: „Wie wird es in der Hölle sein?“, betanien

(3) Bischof Nikolaus Schneider: „Von Erdenherzen und Himmelsschätzen“, Seite 54, Aussaat Verlag

(4) Bischöfin Margot Käßmann: „Wie ist es so im Himmel“, Herder. / Untersuchung an ca. 10. 000 Kindern

(5) Zeitung Die Zeit vom 31.3.2010 „Glauben und Zweifeln“ / Abschiebung Schwerkranker zum Klerus

(6) Der Benediktinermönch Meinrad Dufner: „Gottestäter, die Gefahr negativer Gottesbilder“

(7) Kongress- Vortrag am Forum Grenzfragen im Jahr 2021 : Abrufdatum 13.2.22

Es sind eigene verdrängte religiöse Ängste unserer Psychiater, die den Mechanismus des Schweigens und Verdrängens von Religionsschäden bewirken. Da teils Schwerkranke und Suizidgefährdete so aus dem qualitätsgesicherten Gesundheitssystem ausgeschleust werden, handelt es sich um einen ausgewachsenen Skandal. Hier ist die Psychiatrie auf einem unverzüglich zu korrigierenden Weg. Die Niedersächsische Ärztekammer wurde über das Verhalten der Psychiatrie informiert und sollte sich äußern (Stand 2016). Sie äußert sich nicht (Stand Ende 2019). Im Gegenteil: Man will mir aufgrund meiner Initiative jetzt meine Approbation als Arzt entziehen. Die Approbationsbehörde NiZzA will meine Urkunde. Ich dürfe mich nicht mit Patienten über ihre Religionsschäden unterhalten! Ja wo sind wir eigentlich?